Bio-Eier von kleinen Bio-Höfen streng kontrolliert (Februar 2013)

Wer Bio kauft, erwartet auch, dass Bio drin ist. Doch bei Millionen Bio-Eiern und Freiland-Eiern soll das nicht der Fall gewesen sein. Ein neuer Lebensmittelskandal versetzt die Bio-Bauern in Wetter und Herdecke ins Staunen. Denn die Kontrollen, die sie aus eigener Erfahrung kennen, seien so streng, dass Betrug eigentlich kaum noch möglich ist.

Die WAZ-Journalistin Hanna Voß hat nachgehakt.
„Bei den Kontrollen wird so ziemlich alles vermessen und berechnet und jedes Ei gezählt, das bei meinen Hühnern hinten raus kommt“, erzählt Sonja Gehlen-Bremer vom Archehof Ibing in Wetter. Sogar die Mülltonnen würden durchforstet, Quittungen kontrolliert, die Länge jeder Sitzstange und die Herstellung des Futters geprüft. „Die laufen mit einem Zollstock in den Ställen und im Gehege umher und messen alles aus“, weiß auch Fritz Tolksdorf, Gärtnermeister in der Werkstatt für behinderte Menschen im Frauenheim Wengern. Er kennt die strengen Besichtigungen zur Genüge: „Da wir eine soziale Einrichtung sind, werden die Kontrollen bei uns im Normalfall zwar vorher angekündigt, aber auch wir hatten schon unangemeldete Prüfungen.“ Solche kennen auch Frank Noetzel vom Hof Sackern in Esborn und Johannes Röbbecke-Niermann aus Herdecke. „Plötzlich stehen die auf dem Hof und bleiben drei Stunden“, so Landwirt Röbbecke-Niermann.

„Die“ - das sind die Kontrolleure der zuständigen Landesbehörde. Denn für die Umsetzung der EU-Richtlinien im Bereich der Legehennenhaltung sind die Bundesländer verantwortlich. Das Problem liegt auf der Hand: Während auf kleinen Höfen wie in Wetter und Herdecke eine überschaubare Anzahl Hühner untergebracht ist, ist es die Größe der konventionellen Betriebe, die so manchen Hühnerstall heutzutage fast unkontrollierbar macht.

40 bis 50 Hühner sind im BIOLAND-Bereich der Werkstatt für behinderte Menschen im Frauenheim Wengern. „Ich habe um die 30 bis 40 Hühner“, bestätigt Sonja Gehlen-Bremer, „die lassen sich natürlich gut zählen.“ In einem 40.000-er Stall ist das hingegen zwecklos. Das Vertrauensverhältnis zwischen Landwirten und Verbrauchern ist insbesondere bei den regionalen „Mini-Höfen“ die Basis eines jeden Verkaufs. „Wenn wir unsere Kunden hintergehen würden, könnten wir direkt einpacken“, weiß Sonja Gehlen-Bremer, „wir betreiben die Höfe aus Leidenschaft und Liebe zu den Tieren.“ Deshalb herrscht ein hohes Maß Transparenz. Die Kunden können sich von Hennen und Ställen selbst ein Bild machen. Und damit unterscheiden sich die Kleinen von vielen Großbetrieben, die aus falsch deklarierten Bio-Eiern Profit schlagen. „Bio ist gefragt, und das nutzen einige aus“, glaubt Röbbecke-Niemann.

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